Beschmutzte Utopien – Männliche Prostitution in literarischen Texten 1900-1933

Vortrag und Diskussion.

Donnerstag, 08. Februar 2007, 19 h, Uni-Hauptgebäude, Hörsaal 10

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten homosexuelle Literaten das Thema der männlichen Prostitution und zeichneten in ihren Texten Bilder von sexuellen Ausschweifungen, aber auch von sozialer Not und den Folgen der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Homosexualität.

Der Historiker Martin Lücke begibt sich auf eine literarisch-historische Spurensuche und führt das Publikum an die verborgenen Orte der schwulen Subkultur und der männlichen Prostitution im Berlin des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.

Seine Forschung bemüht sich nicht länger um die Erkundung sexueller Devianzen, vielmehr geht sie davon aus, dass Prostitution in die jeweilige Gesellschaft und Kultur eingebettet ist. In seinem Vortrag wird deutlich, wie das historisch gewachsene und geschlechtlich kodierte Wissen über Sexualität, aber auch über Geld, Handel, Raum oder Visualität auf die Prostitution und ihre jeweiligen Repräsentationen einwirkt und durch sie reproduziert wird.

Martin Lücke ist wissenschaftlicher Angestellter in der Lehreinheit Fachdidaktik Geschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig. Er war Schwulenreferent und AStA-Vorsitzender an der Uni Bielefeld und promoviert zum Thema bei Martina Kessel (Arbeitsbereich Geschlechtergeschichte Uni Bielefeld).